Warum liest niemand unseren Blog? 10 Tipps, um mehr Leser zu erreichen

Falsche Themen, kaum Kommentare … zu diesem Ergebnis kam die Corporate Blogs Studie 2014 von Jochen Mai, der die Blogs großer deutscher Unternehmen analysierte. Das Problem kommt vielen österreichischen Blog-Betreibern wohl bekannt vor. Immer wieder höre ich die Verantwortlichen jammern: “Niemand interessiert sich für unseren Blog!”

Ganz ehrlich: Mich wundert das nicht. Österreichische Unternehmensblogs dienen oft schlicht als zusätzlicher Werbekanal oder als Plattform für leicht umgeschriebene Pressemitteilungen. Ich wage zu behaupten: In der Form ist das reine Zeit- und Geldverschwendung. Ja, Blogs kosten nämlich Ressourcen. Gar nicht wenige. Dann bei 20 Lesern pro Artikel herumzutümpeln schmerzt natürlich. Macht man’s richtig, kann ein Corporate Blog aber richtig wertvoll sein – mitunter das Herzstück einer Social Media Strategie. Immerhin macht man sich mit einem Blog nicht von externen Plattformen (und damit fremder Infrastruktur) abhängig. *Facebookhüstel*

Laut dem Austrian Internet Monitor (Q4 2013) lesen ca. 10% der österreichischen Internetnutzer Blogs. Das klingt erstmals nach nicht viel. Stellt man sich aber geschickt an, kann der Unternehmensblog viel breitere Zielgruppen ansprechen. Dazu hab ich einer Freundin kürzlich ein paar Tipps gegeben. Und weil ich glaube, dass euch das auch interessieren könnte, teil ich meine Gedanken hier mit euch.

CorporateBlogsTitelbild_gross

1. Wen will ich mit meinen Blogposts ansprechen?

No-na-ned, werden sich viele jetzt denken. Ihr wisst ja alle, dass es zum Start eines Projekts eine Strategie braucht. Und ja, ihr habt auch schon von diesem Buzzword “Contentstrategie” gehört. Dennoch behaupt ich, dass sich viele von euch nicht wirklich Gedanken drüber machen. Es reicht nicht, sich 5 Min hinzusetzen und zu dem Schluss zu kommen: Der Blog soll unsere Kunden ansprechen. Setzt euch doch 10×5 Min länger hin und überlegt euch: Was macht diesen Kunden aus? Was interessiert den? Wie bewegt sich der im Netz? Manchmal hilft’s, sich richtige “Personas” auszudenken und diese mit den Kollegen zu zeichnen. (Es macht zumindest Spaß.) Und wenn ihr schon mal dabei seid und euch überlegt, wen ihr mit dem Blog ansprechen wollt, überlegt euch doch auch, was ihr den Lesern vermitteln wollt. Soll der Blog eher eine Unterhaltungs-, eine Wissens- oder eine Serviceplattform sein? Sich für diese Basics Zeit zu nehmen, kann später einige Ressourcen sparen.

2. Probleme lösen: Wonach suchen die User? Welche Themen werden diskutiert?

Ihr alle kennt die Theorie: Ein Blog ist dann interessant, wenn es “nützliche” Inhalte für seine Leser bietet. Ein Weg, um rauszufinden, was denn “nützliche” Inhalte sein könnten, ist eine simple Google Suche (die Profis nutzen den Keyword Planner). Die Fragen, die man sich stellen sollte: Wonach suchen die User in Bezug auf das eigene Unternehmen? Welche Probleme bestehen? Welche Themen werden (auch in Foren und Co.) diskutiert? Werden die Probleme am Blog gut gelöst, wird man in Zukunft mit einem guten Google Ranking belohnt und voilà, man gewinnt an Reichweite.

Auf diesen Zug versucht auch die ÖBB aufzuspringen (hoho!): Sie bietet am Blog etwa alle Infos zur Anreise zum Nova Rock Festival.

3. Gastbloggern & Kunden eine Bühne geben

Wer Leuten eine Bühne gibt, erntet Leser. Ein altes chinesisches Sprichwort. Oder so ;) Ernsthaft: Heutzutage hat fast jeder eine Vielzahl an Facebook Freunden, Twitter oder Instagram Followers usw. … Ein Netzwerk, das einem Unternehmensblog zu neuer Reichweite verhelfen kann. Warum nicht mal seinen Kunden oder Produkt-Addicts eine Bühne geben? Oder Experten zu Wort kommen lassen? Oder Interviews führen? Sicher kein großer Geheimtipp, wird in der Praxis aber viel zu selten umgesetzt. Einer der wenigen Blogs, der anderen regelmäßig eine Bühne bietet, ist der der Uni Wien. Hier berichten Studierende und Absolventen immer wieder aus ihren Projekten und Uni-Erfahrungen. (Und der Like-Count kann sich im Vergleich zu anderen Blogs sehen lassen!)

 

Corporate_Blogs_Österreich

 

4. Zuckerl bieten

Zuckerl mag jeder. Warum nicht mal Blogleser (oder auch Facebooker, Twitterer, Instagrammer) zu einer exklusiven Führung oder einem Eventschmankerl einladen? Inzwischen haben recht viele Unternehmen erkannt, dass das zu gutem Buzz führen kann – nur für den Blog nutzt’s kaum jemand. Vorreiter ist hier mit Sicherheit das Blog-Team von Ja Natürlich!, die (schon seit Jahren) immer wieder zu Themen-Abenden einladen.

Dass auch Gewinnspiele am Blog gut funktionieren können, zeigt uns Mjam immer wieder – auf das Oster-Gewinnspiel gab’s mehr als 340 Kommentare! Zu gewinnen gab’s übrigens “nur” 25 Euro Essensgutscheine. Ein funktionierender Anreiz muss also nicht viel kosten.  Auch die AUA versucht’s grad mit einem Blog-Special, der #bloggerchallenge.

5. Von der Konkurrenz lernen

Mitbewerber haben meist sehr ähnliche Herausforderungen wie man selbst. Und mitunter komplett andere Lösungen dafür. Die Blog-Aktivitäten der Konkurrenz zu beobachten und aus deren Erfolgen und Fehlern zu lernen, kann sehr hilfreich für die eigene Arbeit sein.

6. Wenn was abstinkt, ist das super!

Im Laufe der Zeit macht man sehr viele Erfahrungen mit dem Blog. Und sie alle sind wertvoll. Auch wenn ein Beitrag mal komplett abstinkt – super! So weiß man zumindest, dass derlei Content niemanden interessiert. Wichtig ist nur, dass man aus genau diesen Signalen seine Lehren zieht. Dafür braucht’s nicht mal zwingend ein hochkompliziertes Tracking Tool – die Anzahl der Leser, der Blogkommentare sowie die Social Share Counts von Facebook, Twitter und Co. sind für eine erste Einschätzung in vielen Fällen ausreichend. Mit Google Analytics & Co. fällt’s aber natürlich leichter, mehr über die Leserschaft herauszufinden und die Blog-Inhalte noch gezielter danach auszurichten.

Corporate_Blogs_Österreich_Collage_2
7. Raus aus dem Unternehmenskosmos

In den meisten Branchen gibt’s nicht nur Unternehmensblogs, sondern auch Privatpersonen, die viel Zeit und Energie ins Bloggen investieren. Vor allem in den Bereichen Food, Technik, Lifestyle, Sport und Reisen gibt’s heutzutage eine Fülle an professionell geführten Blogs (mit vielen Lesern). Hat man sich erst einmal einen Überblick über die relevantesten Blogger verschafft, kann’s sinnvoll sein, ab und an den Unternehmenskosmos zu verlassen, um sich mit den Bloggern auszutauschen, auf deren Seiten mitzudiskutieren, gegenseitig Inhalte zu sharen. Ein schönes Beispiel für die Wertschätzung gegenüber der Bloggerszene bietet Mercedes – dort werden auf einem “Social Hub” die besten Beiträge aus der Community gefeatured.

Wer mehr über die österreichische Blogosphäre (und ihrem Standpunkt zu Unternehmenskooperationen) wissen möchte: Es gibt da diese Infografik von mir und Tom Schaffer.

8. Aufhören, Blogposts so gut zu verstecken

Punkt 8 ist wieder so ein bisschen ein No-na-ned-Fall, der aber leider viel zu oft vernachlässigt wird. Wenn man schon viel Zeit in die Befüllung eines Unternehmensblogs investiert, dann sollte dieser auch an vielen Stellen präsent sein. Warum nicht den aktuellsten Blogbeitrag auf der Startseite der Website featuren (oder zumindest bei themenverwandten Artikeln verlinken)? Warum nicht im E-Mail Newsletter einbinden? Oder auch im geprinteten Kundenmagazin auf das Blog-Gewinnspiel hinweisen?

9. Kurze Häppchen statt Geschwafel

Wie oft hab ich von Kunden gehört: “Niemand schreibt gerne für den Unternehmens-Blog. Es ist halt schon sehr aufwendig.” Stimmt schon, Blogposts haben meistens mehr als 140 Zeichen und sind auch umfassender als ein Facebook Post. Der Erfolg von Tumblr und Co. zeigt uns aber, dass ein guter Blogpost keineswegs 1.000 Zeichen Geschwafel beinhalten muss. Im Gegenteil: Kurze Videos, Bilder(strecken) oder Infografiken (vll. sogar interaktive!) können oftmals mit weniger Aufwand erstellt werden und auch leichter von den Lesern konsumiert werden.

Beispiel: Der Verbund hat auf seinem Blog eine eigene Kategorie “Kurzweiliges”.

10. Menschlichen Aspekt reinbringen

Jetzt mal ehrlich: Wer ist für den Unternehmensblog zuständig? Zumeist die Marketing- und/oder PR-Abteilung. Kein Wunder, dass die Texte dann oft im Pressemitteilungs-Stil verfasst sind. Im Optimalfall schafft man’s, auch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen für den Blog zu motivieren. Wenn nicht, dann wär’s zumindest fein, über sie zu berichten. So wie das beispielsweise die Wiener Linien in diesen Beiträgen über die“Dirigenten der U-Bahn” oder dem Kontrolleur Marko machen. Hauptsache es menschelt.

So, das waren meine Tipps. Wenn ihr Ergänzungen habt, postet sie gerne in den Kommentaren!